Moskaus Machtentwicklung

Moskaus Machtentwicklung
Moskaus Machtentwicklung
 
Bereits vor der Eroberung Russlands durch die Mongolen 1237-40 war es zu einer Verlagerung des politischen Zentrums von Kiew in den waldreichen Nordosten gekommen. Das 1147 erstmals erwähnte Moskau wurde nach 1263 ständiger Fürstensitz. In Auseinandersetzungen mit den ranghöheren Fürstentümern Wladimir und Twer gelang es Juri Danilowitsch von Moskau erstmals 1317, vom Khan der Goldenen Horde die Großfürstenwürde zu erlangen, die sein Sohn Iwan I. Kalita (1328-41) dann dauerhaft seinem Haus sicherte. Seit 1326 residierte auch der orthodoxe Metropolit in Moskau, dessen Fürsten dank der Unterstützung der einzigen gesamtrussischen Institution konsequent ihre Machtbasis erweitern konnten. Als Tributeinnehmer der Tataren verschafften sie sich die Mittel, um (meist durch Kauf) ihr Territorium zu vergrößern.
 
Während sich im Nordwesten das Großfürstentum Litauen über die Kerngebiete der alten Kiewer Rus' auszubreiten begann, konnte 1366 das Fürstentum Susdal-Nischni Nowgorod dem Moskauer Einfluss unterstellt und 1368-75 mehrfach Angriffe von dem mit Litauen verbündeten Twer abgewehrt werden. Mit dem Sieg des Großfürsten Dmitri Donskoj am 8. September 1380 über die Tataren war der Tiefpunkt der nationalen Erniedrigung überwunden. Trotz des Zerfalls der Goldenen Horde konnten die in Erbauseinandersetzungen verstrickten Nachfolger Wassili I. (1389-1425) und Wassili II. (1425-62) nicht daran denken, das »Sammeln der russischen Länder« planmäßig fortzusetzen, während Großfürst Witold von Litauen (gest. 1430) seinen Einfluss auf das gesamte nordöstliche Russland auszudehnen wusste.
 
Iwan III. (1462-1505) nutzte die außenpolitisch günstige Situation, um den Territorialerwerb und die Errichtung eines zentralisierten Einheitsstaates voranzutreiben. Nach der Einbeziehung Jaroslaws (1471) und Rostows (1474) ging Iwan militärisch gegen das abtrünnige (Groß-)Nowgorod vor, das nach der bereits 1471 erfolgten weitgehenden Beschneidung seiner politischen Freiheitsrechte 1478 unterworfen wurde. Mit der Annexion von Twer (1485) verschwand eines der letzten freien Fürstentümer; allein Pskow (Pleskau) und Rjasan konnten bis 1510 bzw. 1521 eine bescheidene Eigenständigkeit bewahren.
 
Eine unspektakuläre Aktion, der Abzug des Khans Achmat aus dem Feldlager an der Ugra 1480, wurde als Ende der Fremdherrschaft, als »Abschüttelung des Tatarenjochs« gewertet. Den Übertritt ruthenisch-litauischer Teilfürsten in die Dienste Moskaus nahm Iwan 1492 zum Anlass, mehrere Feldzüge gegen Litauen auszulösen, die zu Erweiterungen im oberen Oka-Gebiet (1494) sowie im Nordosten (Tschernigow, Gomel, 1503) führten, während ein russisch-schwedischer Krieg (1495-97) um Karelien keinen Gewinn erbrachte; der Livländische Orden wusste 1503 seinen Besitzstand zu verteidigen.
 
Iwan III., der sich 1494 »Herrscher (Zar) von ganz Russland« nannte, hatte mit der gewaltigen territorialen Ausdehnung und dem Aufbau einer gut funktionierenden Zentralverwaltung die Voraussetzungen für den Aufstieg Moskaus zur Großmacht geschaffen.

Universal-Lexikon. 2012.

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